Sich eine Umfahrung wünschen?
Aus der Sicht eines Bauern

Ich sehe keine Chance mich einem so riesigem Projekt zu beugen. Dörfer, Täler arrondierte Flächen in Hofnähe durchschneiden.

Keine Rücksichtnahme auf Mutterkuhweiden, Obstgartennähe, naturbelassene Weiher und deren Zuflüsse. Geplatzte Zukunftspläne von Herbstweiden für Anbindehaltung von Rindern.

Es geht nicht so gut wie in Schmidham, wo die Umfahrung kürzer ist als die Ortsdurchfahrt und der Verkehr zu 90% ausgelagert wird.

Bei uns braucht man für 2,5 km Ortsdurchfahrt 5-6 km Umfahrung. Dabei wird Berechnungen zufolge der Verkehr nur zur Hälfte ausgelagert. Wie falsch die Darstellung „endlich die Bundesstraße den Frankenmarktern“, wenn z.B. statt 4 Autos nur 2 fahren pro Minute.

Wie wird man dem Grundeigentum der Bauern mächtig?

Reicht es, Trassen in Strichen auf einen Landschaftsplan zu zeichnen, in Linz um Machbarkeit anzufragen und ihn ein Jahr später ins Internet zu stellen? Reicht es, einen einzigen nicht betroffenen Bauernvertreter ein Ja abzuringen?

Die größte Hausübung ist Ersatzgrundstücke anzukaufen. Wenn nun der Wunsch einer Umfahrung schon nahe 10 Jahre alt ist, wie hat man denn auf Nutzgrundersatz für Trasse, Böschung, Gräben, Zufahrtsstraßen, Sonderbauwerke, Ökoflächen, Rückhaltebecken und vieles mehr geachtet. Reicht es, der Landesregierung das Projekt zu delegieren, die ihrerseits Bauern mit Zwangsdienstbarkeit-Enteignung droht, und die Gemeindevertreter waschen ihre Hände in Unschuld.

Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube[1], „an eine Umfahrung light“ mit Grünbrücken, Tunnels, Rücksichtnahme auf Grundgrenzen, Schonung von land- und forstwirtschaftlicher Flächen usw.

Nein, viel mehr haftet in mir das Bild von unmäßig großer Grundinanspruchnahme, da der Preis nicht einmal lächerliche 5% der Baukosten ausmacht und die Baulobby wird Besitz ergreifen. Taleinschnitte mit 18m Tiefe und 40m Breite anlegen, wie jetzt die Staustufe „Gstockerter Bächlein“. Diese erscheint mir in dieser Relation als ein Sandhaufen für Kinder. Fruchtbares Acker und Grünland wird für ewige Zeit zerstört.

Mir graut vor den Tagen, wo ich ins Getriebe von Befürworter und Verhinderer komme und dabei den Wunsch, von intakter Umwelt und bäuerlicher Existenzen aufgeben muss.

Verweise: [1] Quelle: Johann Wolfgang von Goethe, Faust I, Vers 765.